Riesenerfolg ganz ohne Gassenhauer

 

Filmmusik hat ihren ganz eigenen Reiz. Deshalb findet sie sich auch immer wieder in Konzertprogrammen. Gern als Medley und mit vielen Klassikern. „Vorhang auf! Film ab!“ war auch Titel des diesjährigen Herbstkonzerts des Musikvereins Zolling.

 

Herbstkonzert des Musikvereins Zolling

 

Von Claudia Bauer

 

Zolling – Das Blasorchester hat sich dem Thema auf eine ganz eigene und ungewöhnliche Art genähert. Wer auf das bekannte James Bond-Thema wartete, der tat das vergebens. Markus Fichtner, Leiter des Blasorchesters, hat bei der Auswahl der Stücke bewusst auf solche Klassiker verzichtet. Gemeinsam mit seinen Musikern hat er sich auf die Suche nach ausgefallenen, selten gespielten Film- und Fernsehmelodien begeben. Herausgekommen ist ein Programm, das quer durch die Genres sprang, herausfordernd, spannend und mit der nötigen Prise Humor.

 

Wer denkt denn zum Beispiel bei einem Konzert zum Thema Filmmusik schon an „Die Simpsons“? Der Musikverein Zolling hat das getan und das Stück auch konsequent umgesetzt – inklusive der bekannten Autohupe, die am Ende des Themas ertönt. Ein Stück, geradezu gemacht für ein Blasorchester. Vor allem für eines, dass sich zum Ziel gesetzt hat, bei ihrem Herbstkonzert den Spagat zwischen Blasmusik und konzertanter Musik zu machen.

 

Eine große Herausforderung, auch hinsichtlich der Auswahl der Stücke. Mit „Wo der Wildbach rauscht“ aus dem gleichnamigen Heimatfilm von 1956 hat man sich nicht nur etwas selten Gehörtes, sondern auch etwas sehr Anspruchsvolles ausgesucht. Auch die 1960er Jahre waren vertreten: Mit der Kultserie „Irgendwie und Sowieso“ zeichnete Bogner ein Bild der wilden 68er auf dem Land. Und eben dieses bayerische 68er Gefühl wollte der Musikverein in die Mehrzweckhalle spielen mit der Serienmusik von Hans-Jürgen Buchner in einem Arrangement für Blasorchester von Johannes Thaler. Überhaupt geht es Fichtner um mehr, als nur um das Musizieren. „Wir wollen Gefühle transportieren“, sagte der Orchesterleiter. Dazu hat er eine ganz besondere Strategie entwickelt. Zu jedem Stück hat er einen Anker, eine Art Erinnerung auf Papier gebracht, das er dem Orchester dann zum rechten Zeitpunkt unter die Nase hielt.

 

Konzert mit Taktik

 

Ganz unauffällig blätterte er an seinem Dirigentenpult ein Blatt nach dem anderen um. Darauf zu sehen waren verschiedene Bilder oder Schlagworte, die die Musiker an das erinnern sollten, was in der Probe zu den Stücken besprochen wurde. Die Taktik ging auf. Das Orchester traf sein Publikum mitten ins Herz, man schwelgte in Erinnerungen und ließ sich mitnehmen auf eine Reise durch die Film- und Fernsehgeschichte. Manch einer sang sogar lauthals mit als das Jugendorchester den bayerischen Klassiker „Heit gibt’s a Rehragout“ spielte.

 

Stefan Schwabeneder von Bayern-3 schließlich rundete mit seinen lockeren Sprüchen und launig verpackten Hintergrundinformationen einen gelungenen und kurzweiligen Konzertabend ab. Der Lohn für die Mühen: Jede Menge donnernder Applaus.